Das Ammoniten Projekt - ein Give-Back an die Natur


Kunst in der Marokkanischen Sahara
Das Ammoniten Projekt in Merzouga - Mai 1996

Es gibt sicherlich einiges Interessantes über die geometrische Form des Kreises zu berichten. Ohne Ecken, Anfang und Ende verleitet die Oberfläche das Auge zur stetigen Bewegung. Kommt die symbolträchtige Spirale hinzu, wird das Objekt noch beeindruckender. Nehmen wir zum Beispiel die Schale eines Ammoniten: Das Auge des Beobachters folgt der Form von der äußeren Windung bis hin zum Zentrum, um dann wieder zur Peripherie zurückzukehren...

Wo vor Millionen Jahren Ozeane die Kontinente umbrandeten, breiten sich heute Wüsten, Wälder Berge und Täler aus. Verwitterung schleift die einstigen Kalkbänke der Lagunen und ihre ver-steinerten Zeugen der Vergangenheit treten an das Tageslicht zurück...

Opalisierte Ammoniten aus Madagaskar
Opalisierte Ammoniten aus Madagaskar aus der Kreidezeit (125 Mio Jahre alt)

Seit jeher entwickelte der Mensch, Jäger und Sammler, grosses Interesse für die fossilisierten Überreste der Zeit, waren sie doch von vielen ungelösten Rätseln und Mythen umgeben. Beliebt-estes Objekt des Sammlerehrgeizes bei Fossilienfreunden sind wohl Ammoniten, die sich schon durch ihr ästhetisch ungemein anziehendes Gehäuse abheben.

Die Versteinerungen dieser Kopffüssler (Tintenfische) von denen ca. 1500 verschiedene Gattungen bekannt sind, sind weltweit verbreitet und lassen auf ihre Existenz zwischen dem unteren Devon bis zur Oberkreide schliessen (500-65 Mio. Jahre).

Wandmalereien neolithischer Höhlenbewohner belegen, dass die Menschen schon immer von den nautilloiden Versteinerungen fasziniert waren und diese, später in der Antike, sogar nach ihrem Sonnengott Ammon Ra benannten.

‘Das Ammoniten-Projekt’

Fasziniert und inspiriert ist Hendrik Hackl, als er während einer Reise durch Marokko zum ersten Mal in der Sahara einen Ammoniten in seinen Händen hält. Zuhause angekommen, beginnt der Künstler die Funde in tragbare Schmuckobjekte zu verwandeln. Wandobjekte und Skulpturen mit grösseren Ammoniten folgen.

Schmuckobjekt mit Ammonit - Fassung 18 kt Gold 
1989 entstehen die ersten Schmuckobjekte mit Ammoniten

Nach siebenjähriger, erfolgreicher künstlerischer Tätigkeit mit den spiralförmig aufgerollten Fossilien beschließt Hackl, sich für die Gaben der Natur zu bedanken, an den Platz seines Ur-Erlebnisses zurück zu kehren und dort der Erde symbolisch einen Ammoniten zurück zu geben.

Die Schale eines Nautillus aus der Kreidezeit wird dafür mittels moderner Maschinen und Materialien nachgebaut und somit in das Informationszeitalter transformiert.

 Die Zeltskulptur ist begehbarDie Kunstinstallation bei der Munich Show 1996
Das Ammoniten Projekt auf der Munich Show 1996

Angezogen von der Spiralform der Skulptur wird der Mensch mit der Entstehung des Lebens, der Evolution, dem Werden und Vergehen konfrontiert und kann sich nur schwer der Faszination des Ammoniten mitsamt seiner Geschichte und Symbolkraft entziehen.

Die Ausmaße des Zeltobjekts möchten den Besucher dazu einladen, es zu begehen. Von seiner Neugierde angetrieben, verkleinert er sich dabei beim Vordringen ins Skulptureninnere. Auf seinem Rückweg erfährt er die Entwicklung vom Kriechtier bis hin zum aufrecht gehenden Menschen an sich selbst.


Konstruktion

Die Metallkonstruktion - das Skelett des Ammoniten 
Das Skelett der Zeltskulptur während der Konstruktion in Ludwigshafen

Die Zeltkonstruktion mit einem Eingangsbereich von sechs Metern Breite hat an seiner weitesten Ausdehnung einen Durchmesser von 21 m. Das Skelett der Skulptur besteht aus 163 maßange-fertigten Metallbögen, die mit eisernen Bodenplatten - mit zwei Zapfen versehen - verbunden sind. Auf dem Bauplan ist zu erkennen, dass zwischen den Bögen ein etwa 30 cm breiter Laufweg entsteht.

Erdnägel zur Befestigung der BodenplattenFussplatten der Zeltkonstruktion
Erdnägel und Fußplatten verbinden und halten die Metalbögen auf dem Boden

Die Enden der gebogenen Metallröhren, verbunden mit den "Füßen", werden mit stabilen Erdnägeln im Boden verankert. Im inneren Bereich der Spirale hat der kleinste Bogen eine lichte Höhe von 65 Zentimetern, während der Grösste - der Eingangsbogen - einen Durchmesser von etwa drei Metern hat.

Gefertigt ist die weiße Zeltplane aus dünnem, transluzentem Polyestergewebe. Die zwölf verknüpften Einzel-Segmente bilden letztlich die 760 qm umfassende Außenhaut des künstlichen Fossils.
Die Hülle ist maßkonfektioniert und bedingt einen exakten, plangemäßen Aufbau des Gerüsts. Stoff und Stäbe sind mit Gummizügen und Kordeln verbunden.

Installation bei Rohrbach Zement in Dotternhausen
Der Riesen-Ammonit ist im Steinbruch nahe des Werkforums in Dotternhausen gelandet

Installationen

Das „Give-Back" ist jedoch nur symbolischer und temporärer Art. Nach der zweiwöchigen Prem-iere in Merzouga, unweit der Oase Erfoud in der Marokkanischen Sahara, befindet sich die no-madisierende Zeltskulptur auf einer Tour rund um die Welt.

1996 Premiere in der Marokkanischen Sahara (TV-Dokumentation bei Al Jazeera)
1996 Midelt  I Atlasgebirge - Marokko
1996 Mineralientage München (Artikel im Messe-Katalog)
1997 Landesmuseum für Technik und Arbeit | Mannheim (TV- Dokumentation RNF)
1997 Zoo | Schwerin
1998 Mineral & Fossil Show Tucson | Arizona | USA
1999 Museum Werkforum | Dotternhausen (Liveübetragung im Internet)
2000 Burning Man Festival | Nevada | USA (TV-Dokumentation bei ARTE)

Kunst-Installation am Technoseum Mannheim
Kunst am Technoseum in Mannheim 1997